Nachgedacht wird am ehesten unter der Dusche
Wer sich Zeit zum Nachdenken nimmt, ist glücklicher, überhaupt wenn er Frühaufsteher ist. Junge Berliner stresst es, wenn sie in der Früh ihre Sachen nicht finden können, und Schlaftrunkenheit birgt enormes kreatives Potenzial: Der neueste "Life at Home Report" von IKEA hat sich die Aufstehgewohnheiten von Menschen in acht Metropolen rund um den Erdball angesehen - und ist zu erfrischenden Einsichten gelangt.
WhatsApp lesen, duschen, Kinder herrichten, frühstücken, Dinge suchen, anziehen - zum Sinnieren und Nachdenken bleibt in der Früh wenig Zeit, und wenn, dann am ehesten unter der Dusche. Das Handy, Facebook, Nachrichtendienste oder WhatsApp scheinen dem Nachdenken den Rang eindeutig abzulaufen - zumindest in den Metropolen dieser Welt, wie die Studie klar festgestellt hat: Viermal so oft, wie sie über etwas nachdenken, nutzen die Befragten in der Früh mobile Technologien - ein klarer Trend, den die Zahlen drastisch belegen: Fast die Hälfte (48 %) surft im Netz, ganze 12 % sinnieren am Morgen. In Zeit gemessen: An einem typischen Arbeitstag verbringen wir acht
Minuten mit dem Handy und eine Minute mit Nachdenken. Am Schlimmsten sind übrigens die Schweden: 60 % der befragten Stockholmer spielen mit ihren Handys herum, 5 % denken über sich und die Welt nach.
Was stresst?
Für einen von vier unter 30-Jährigen ist der Morgen die stressigste Zeit des Tages. In Moskau sogar für jeden Dritten! Im Unterschied dazu fühlen sich nur 5 % von langen Nächten gestresst. Was genau es ist, das stresst, ist aber von Land zu Land verschieden. Ganze 40 % der jungen Berliner zum Beispiel kriegen Stress, weil sie in der Wohnung Dinge nicht finden können.
18-29-Jährige aus New York oder Mumbai stresst das nur halb so viel. Und auch die 30-39-Jährigen aus Berlin haben damit nicht mehr so viel Stress (24 %).
Ganz generell ist die wesentliche Stressquelle - wie könnte es auch anders sein - zu spätes Aufwachen. 35 % aller Befragten stresst das. Für ein Drittel ist das Denken an all die Dinge, die an diesem Tag passieren sollen, Hauptstressquelle, für ein weiteres Viertel sind es größere Ereignisse, die gerade im Leben passieren. Ein Fünftel kriegt Stress, wenn sich Gegenstände in der Wohnung einfach nicht finden lassen - das Telefon etwa, oder die Schlüssel. Und schließlich ist auch Stressquelle Nr. 5 nicht zu verachten: Immerhin 16 % kämpfen mit der Entscheidung, was sie anziehen sollen.
Innehalten macht glücklich
Die Studie hat ergeben, dass Menschen, die sich in der Früh Zeit zum Sinnieren nehmen, glücklicher sind als andere. Auf einer Skala von 0 (unglücklich) bis 10 (sehr glücklich) erreichen sie 7,2 Punkte. Jene, die über sich selbst kaum nachdenken, rangieren nur bei 6,2 Punkten. Am glücklichsten sind übrigens Frühaufsteher, die sich Zeit zum
Nachdenken nehmen: 8,2 Punkte für Menschen, die schon um 5.30 Uhr aufwachen, sprechen eine klare Sprache, im Vergleich zu 6,4 Punkten bei Menschen, die nach 8.30 Uhr aufstehen.
IKEA analysiert die Lebensgewohnheiten von Menschen in aller Welt in regelmäßigen Abständen. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen dienen u.a. den Produktentwicklern als Basis für die Entwicklung von Produkten und Lösungen, die die Bedürfnisse der Kunden genau treffen. Und sie zeigen Veränderungen in der Gesellschaft auf.
Durchgeführt wurde diese Verbraucherstudie mit 8000 Befragten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren in acht Metropolen rund um den Globus: Berlin, London, Moskau, Mumbai, New York, Paris, Schanghai und Stockholm. Ziel der Studie war herauszufinden, wie sehr der Start in den Tag das Wohlbefinden der Menschen beeinflusst.